Von Wanderstab und Mühlrad-Kurbel
Bo vs Tonfa
Menschen, die keine Waffen tragen dürfen, dieses aber zu ihrem Selbstschutz tun möchten, bedienen sich gerne ihrer Alltagsgegenstände. Das ist in der modernen Selbstverteidigung so - und das war früher schon genauso. Auf Okinawa - der Geburtsstätte vieler japanischer Kampfkünste - nahmen die Bauern ihr Werkzeug und machten daraus Waffen, deren Einsatz sie perfektionierten und diese Kunst dann Kobudo nannten.
Für die Jiu Jitsu Union NW zeigten am 31. August die Kobudo-Meister René Roese und Michel Andree den richtigen Umgang mit dem Bo und dem Tonfa.
Der Bo ist ein langer Stab - einst ein Wanderstecken. Das Tonfa war ursprünglich eine Kurbel für Mühlräder, ein kräftiges Holz mit rechtwinkligem Griff. Wird der Bo meist nur noch in den traditionellen Kampfkünsten eingesetzt, findet sich das Tonfa in der Ausrüstung der modernen Polizei und verschiedener Sicherheitsdienste.
Michel und René beschränkten sich heute auf die klassischen Kampftechniken und begannen nach einer kurzen Vorstellung auch anderer Kobudo-Waffen mit den ersten Schritten im Bewegen von Bo und Tonfa.
Mit den Waffen um die Hand und um den Körper rotierend, bekamen die Teilnehmer des Lehrgangs ein erstes Gefühl für die Handhabung. Die Referenten wiesen darauf hin, besonders auch auf die neben und vor jedem einzelnen Trainierenden zu achten. Warum? Das wurde sehr schnell klar, denn nach kürzester Zeit polterten hier und da Hölzer zu Boden. Doch Michel und René konnten die Jiu Jitsukas beruhigen - das sei bei den ersten Versuchen absolut normal.
Aus den Handlings-Übungen wurden schnell Blöcke, Schläge und Stiche, Angriffe zum Kopf, zum Körper und den Beinen. Die Jiu Jitsukas der Union trainierten fleißig - dazu waren sie aus der weiteren Umgebung ja angereist. Und Michel und René gelang es, durch ein interessantes und locker gestaltetes Training, die Begeisterung und Konzentration gleichermaßen hoch zu halten.
Bald kamen die ersten Angriffe, die mit der jeweils gleichen Waffe geblockt und gekontert wurden, bis zum Abschluss die verschiedenen Waffen gegeneinander genutzt wurden.
Wegen der hohen Temperaturen wurden zwei kleine Trinkpausen eingelegt, aber niemand verlies die Halle - alle wollten möglichst schnell weitermachen, um möglichst viele der ungewohnten Bewegungen und Handhabungen zu erlernen.
Drei Stunden waren für den Lehrgang angesetzt; diese vergingen für die 26 Sportler wie im Flug.
Nach dem Abgrüßen bedankten sich die Teilnehmer mit einem kräftigen Applaus bei den Referenten René Rose und Michel Andree.