Zuvorkommendes Agieren als Handlungsoption in Notwehrsituationen
Dieses Thema behandelten die beiden Referenten Christian Keip (3. Dan Jiu Jitsu) und Kai Marcus Jacobi (6. Dan Jiu Jitsu) bei ihrem gemeinsamen Lehrgang in Wuppertal.
Thematisch wurde bei diesem Lehrgang Neuland betreten, denn das zuvorkommende Agieren als Handlungsoption in Notwehrsituationen wurde bisher noch nicht im Rahmen eines Lehrgangs behandelt und spielt darüber hinaus auch im Training eine allenfalls sehr untergeordnete Rolle.
Vor diesem Hintergrund begann der Lehrgang mit einem umfangreichen theoretischen Teil. Hier ging es zunächst darum das Bewusstsein zu wecken, dass in den meisten Notwehrsituationen die taktische Wahl besteht, selbst zu agieren oder auf einen Angriff zu reagieren.
Kai erläuterte die Vorteile der Option agieren und ging danach eingehend auf die rechtlichen Rahmenbedingungen ein. Erörtert wurden hier die Fragen zum einen des frühstmöglichen Zeitpunkts einer rechtlich zulässigen Notwehrhandlung und zum anderen welche Mittel gewählt werden können (kurz: wann darf ich handeln und was darf ich tun).
Danach ging es mit Christian in die Praxis. Es wurden diverse Szenarien mit verschiedenen Handlungsoptionen eines zuvorkommenden Agierens durchgespielt. Christian kam es darauf an, verschiedene Wege sowie verschiedene und abgestufte Mittel für ein zuvorkommendes Agieren aufzuzeigen.
Ein besonderer Schwerpunkt lag darüber hinaus auf dem Einnehmen der richtigen Bereitschaftshaltung/Kampfstellung. Hier wurde eingehend auf die jeweilige Perspektive der möglichen Beteiligten (Angreifer, Verteidiger und Umstehende) und die Bedeutung der vorderen „Antennenhand“ eingegangen sowie darauf hingewiesen, dass man als Verteidiger möglichst deeskalierend und wenig aggressiv wirken sollte.
Abschließend wiesen die Referenten darauf hin, dass es weniger auf die einzelne Technik ankommt, sondern auf die Einhaltung eines „Fahrplanes“:
1. Deeskalierende Bereitschaftshaltung einnehmen
2. Distanzkontrolle mit der vorderen Hand
3. Handeln bei Verkürzung der Distanz und Kontakt zwischen Angreifer und vorderer Hand
Das Thema stieß auf reges Interesse und das Referententeam wurden mit viel Applaus verabschiedet. Erstmalig wurde darüber hinaus den Teilnehmern die Möglichkeit eines Online Feedbacks gegeben. Gut 1/3 der Teilnehmer gaben ein positives und sehr konstruktives Feedback